Steinbruch
Bereits in römischer Zeit wurde im südlichen Teil der Flonheimer Gemarkung Sandstein abgebaut. Viele römische Steindenkmäler aus Alzey und Mauersteine des dortigen Kastells wurden mit Flonheimer Sandstein hergestellt.[1] Der helle Sandstein war beliebtes Baumaterial bei Steinbauten der römischen Epoche in unserer Region, wurde aber auch in späterer Zeit abgebaut und ist heute beispielsweise in den Domen zu Mainz und Köln nachweisbar.[2] Der letzte der ehemals 16 Steinbrüche stellte in den 1980er Jahren seinen Betrieb ein.[3] Durch die gute Lage Flonheims an der Römerstraße Worms-Alzey-Bingen war ein schneller Abtransport der abgebauten Steine möglich.[4] Zuvor wurden die aus dem Felsen gehauenen Steinbrocken vor Ort in Flonheim von Steinhauern und Steinmetzen in die jeweils gewünschte Form gebracht. Eine solche „Steinhauerhütte“ wurde in den letzten Monaten durch die Vereinigung der Naturfreunde Flonheim e.V. in Zusammenarbeit mit dem Ortsmuseum „Infothek Flonheim“ mit einem von der EU geförderten Projekt aus dem LEADER-Programm rekonstruiert und erlebbar gemacht. Ein Teil des Steinbruchs soll außerdem barrierefrei begehbar gemacht werden. Der Verein erwarb 2016 einen der ehemaligen Steinbrüche, den Steinbruch Schneider, um unter Berücksichtigung des Naturschutzes die Geschichte der Steinbruchindustrie zu vermitteln. Es wurde eine Sandsteinwand freigelegt um die unterschiedlichen Sedimente des Steins und die Abbauspuren zu verdeutlichen. Informationstafeln sollen über die unterschiedlichen Aspekte und Epochen des Wirtschaftszweiges informieren. Neben der rekonstruierten Steinhauerhütte sollen auch nachgebaute Gleise mit Steinloren die neuzeitliche Nutzung verdeutlichen. Der Steinbruch befindet sich direkt an der „Hiwweltour Aulheimer Tal“ und dem Küstenweg Rheinhessen und ist mit dem Fahrrad und zu Fuß gut erreichbar.[5]
Ob es außer dem römischen Steinbruch auch eine römische Siedlung innerhalb der heutigen Gemarkung des Dorfes gab, ist nicht abschließend geklärt. Gefunden wurde bisher lediglich ein Gräberfeld am ehemaligen „Heidenplatz“, das aber immerhin auf die Existenz von Gutshöfen hindeutet.[6] Auch bei dem Gelände der Geistermühle im heutigen Ortsteil Uffhofen wurden Hinweise auf römische Gräber entdeckt.[7] Dort wurden in den 1950er Jahren auch Reste von Tongeschirr, Ziegeln und Eisenteilen gefunden. Auch eine Münze aus der Regierungszeit Marc Aurels (römischer Kaiser 161-180 n. Chr.) war dabei.[8] In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden durch den Flonheimer Pfarrer Pauly in der Gewann „Wagenburg“ zwischen Flonheim und Armsheim römische Särge und Urnen gefunden, die allerdings nie systematisch ergraben wurden.[9] Westlich der Römerstraße entlang des Wiesbachs deuten Bodenmessungen und Lesefunde auf eine Gebäudestruktur hin.[10] Nachweisbar ist eine rund 100 Meter lange Mauer im Erdreich.
Verfasser: Lutz Luckhaupt
[1] Ament, S. 186. Siehe auch Diehl, S. 68.
[2] Kuhn, S. 49. Siehe auch Gebhard, S. 156.
[3] Diehl, S. 68.
[4] Ament, H.: Flonheim. In: Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern. Bd. 12 Nördliches Rheinhessen. Mainz 1969, S. 181-186, hier S. 186. Für die römische Nutzung der Sandsteinbrüche siehe auch Gallé, Volker: Rheinhessen. Entdeckungsreisen im Hügelland zwischen Worms und Bingen, Mainz und Alzey. Köln 1992, S. 212.
[5] Diehl, S. 69.
[6] Siehe dazu Spang, Franz Joseph: Was ist es um Flonheim. Römische und fränkische Zeit. In: Gesangverein „Vorwärts“ Flonheim. Festschrift zum fünfundzwanzigjährigen Jubelfeste verbunden mit Freundschaftssingen und Fahnenweihe am 14., 15. Und 16. Juni 1952 (Seitenzahlen nicht angegeben). Siehe auch Behrens, Gustav: Römische Gläser aus Rheinhessen. MZ 20/21 (1925/26), S. 62-77, hier S. 67.
[7] Gebhard, S. 156.
[8] Diehl, S. 68.
[9] Gebhard, S. 156.
[10] Diehl, S. 68.